1700 Kilometer bis Doha.

 

Von Stefan Pinkenburg

Als ich letztens einmal wieder durch das Internet streifte, um nach Artikeln über den Vernichtungsfeldzug Israels gegen das palästinensische Volk zu suchen, stolperte ich über einen Beitrag vom 21.08.2025 auf der Plattform DEFENCE-NETWORK.com.

Der Autor Arie Egozi, der Korrespondent in Israel ist, teilt dem Leser in seinem Beitrag mit, dass das israelische Verteidigungsministerium einen Vertrag über zwei weitere Boeing KC-46 A Tankflugzeuge unterzeichnen werde.

Weiter ist zu lesen, dass dieser Folgeauftrag die Tankflugzeugflotte auf dann insgesamt sechs Stück dieser modernen fliegenden Tankstellen für Kampfjets anwachsen lassen wird.

Der Auftragswert wird auf etwa eine halbe Milliarde Dollar geschätzt und wird aus US- Hilfsgeldern finanziert. (Was auch immer das heißen mag.)

Der Generalmajor (a.D.) Amir Baram klärt im weiteren Verlauf des Artikels den unwissenden Leser auf, dass die beiden neuen Tankflugzeuge die IAF -dem strategischen Langstreckenarm der IDF- stärken und es ihr ermöglichen wird, entfernte Einsatzgebiete mit größerer Schlagkraft und Reichweite zu erreichen. Ebenfalls sagte er, dass man weiterhin zusammenarbeiten werde, um die IDF in der aktuellen Kampagne und in zukünftigen Herausforderungen zu unterstützen.

Nach dem Durchlesen des Artikels fragte ich mich, was ein Land, welches die ungefähre Größe des Bundeslandes Hessen hat, oder halb so groß wie die Schweiz ist, mit sechs der modernsten Tankflugzeuge anfangen möchte.

Die Frage beantwortete die israelische Luftwaffe mit ihren Angriffen in Syrien, im Libanon, im Iran, im Jemen und nun auch in der katarischen Hauptstadt Doha selbst.

Möchte also die israelische Luftwaffe einen Angriff mit ihren modernen Lockheed Martin F 35 I Kampfjets (z.Z. laut Wikipedia 45 Stück, insgesamt 75 bestellt) auf Doha verüben, so ist bei einer Reichweite von ca. 2200 Kilometern und einer Distanz für Hin- und Rückflug von ca. 3400 Kilometern mindestens ein Tankstop einzulegen. Und genau für solche Einsätze sind Tankflugzeuge angeschafft worden. Laut Wikipedia summieren sich die israelischen Kampfjets der verschiedenen Typen nach der Auslieferung aller bestellten Maschinen auf ca. 310 Stück. Und um diese sehr große Anzahl von Flugzeugen im Einsatz zu betanken, sind schon sechs dieser Tankflugzeuge nötig. Und dieser große Aufwand wird nur, wie uns die Politiker einreden wollen, für die Selbstverteidigung Israels betrieben.

Im Vergleich zu der israelischen Luftwaffe besitzt die deutsche Luftwaffe 89 Tornados und 138 Eurofighter „Typhon“ und keinen Lufttanker.

Die Bundesrepublik Deutschland bezahlt für ihre bei den Amerikanern bestellten 35 Stück der F35 angeblich 286 Millionen Euro pro Stück. Ich weiß nicht, ob die Israelis bei ihrer Bestellung von 75 Flugzeugen des Typs Mengenrabatt bekommen werden, aber man muss sich einmal fragen, wie eine so kleine Volkswirtschaft mit nur ca.10 Millionen israelischen Einwohnern das alles bezahlen kann, oder ob das ganze Geld für die „Sicherheit“ Israels woanders herkommt und wie lange dieser Wahnsinn noch anhalten soll.

Aber etwas anderes zeigen die Angriffe der israelischen Luftwaffe und insbesondere der Luftschlag auf Doha. Die Reichweite der israelischen Luftwaffe ist quasi mit der Luftbetankung unbegrenzt. Alle Ziele, die die israelische Regierung für legitim hält, können angegriffen und unschädlich gemacht werden. Mit dem Luftschlag auf Doha dürfte das auch wohl allen arabischen Staaten nachdrücklich vor Augen geführt worden sein. Die klare Botschaft an alle auf der ganzen Welt lautet: Wenn wir wollen können wir Euch jederzeit und überall treffen und unser Traum von Groß-Israel rückt damit ein ganzes Stück näher.

Dass die Amerikaner angeblich nichts gewusst haben und erst im Nachhinein informiert wurden, ist überhaupt nicht glaubwürdig. In Katar befindet sich der größte Stützpunkt des amerikanischen Militärs in der arabischen Welt. Zehntausend Soldaten sind dort stationiert und deren Flugabwehrantennen laufen sicherlich rund um die Uhr. Ohne sich dort anzumelden, würden die in den katarischen Luftraum eindringenden israelischen Maschinen einen Abschuss provozieren. Leider heißt das aber auch für die Katarer, dass die Amerikaner ihren Luftraum gegen alles, aber nur nicht gegen die Israelis beschützen. Auch zeigt es, dass die Amerikaner alles und jedes durchwinken, was die Israelis militärisch veranstalten.

Das schlimmste Signal des Angriffes ist aber, dass die Israelis mit der versuchten Tötung der politischen Unterhändler der Hamas ganz klar gezeigt haben:  Wir wollen keinen Frieden mit der Hamas, für uns sind das alles Terroristen, die zu töten sind, selbst die gesamte palästinensische Zivilbevölkerung sind für uns Terroristen. Sie sind uns einfach egal und um Getötete braucht sich niemand mehr zu kümmern. Wir und nur wir allein bestimmen die Regeln. Der Frieden mit uns ist nicht verhandelbar. Wir sagen wie, wo und unter welchen Bedingungen der Frieden stattfinden könnte.

Und das Ziel der israelischen Regierung ist ganz eindeutig und unumstößlich. Wenn man genau zugehört hat, so kann es einem auch nicht entgangen sein. Das Ziel heißt ganz klar: Alle Palästinenser, ob tot oder lebendig, raus aus dem Gazastreifen, der Westbank und Ost-Jerusalem, sowie Besetzung der freigewordenen Flächen durch den israelischen Staat, damit Israel noch ein Stück größer wird und endlich der Frieden herrscht, den Israel sich angeblich wünscht. Nur, auch dann werden sie nicht aufhören. Sie wollen und werden immer weiter expandieren.


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