Gewalt und Krieg

Von Stefan Pinkenburg

Gewalt begleitet uns Menschen von Anfang an. Obwohl wir als denkende Wesen wissen, dass Gewalt anderen Lebewesen gegenüber schlecht ist, ihnen schadet, ihnen wehtut, sie tötet und obwohl wir genau wissen, dass Gewalt auch Gegengewalt auslösen kann, die sich in einer Spirale immer weiter nach oben schraubt, kann es der Mensch nicht lassen, gewalttätig zu werden. Schon seit sehr, sehr langer Zeit versuchen die Menschen durch die Erziehung ihrer Kinder eine bessere, eine gewaltlose Gesellschaft zu formen. Aber irgendwie ist in uns Menschen ein unbändiger Zwang und eine tiefsitzende Angst, die uns immer wieder dazu bewegen, andere Menschen mit Gewalt zu unterdrücken, zu quälen, zu verletzen oder sogar zu töten. Diese Wesensart ist nicht bei allen Menschen gleichermaßen ausgeprägt, aber es gibt etliche Exemplare unserer Spezies, die zu Gewalt neigen und deren Hemmschwelle extrem niedrig ist. Gewalt kann sich sowohl psychisch als auch physisch in den verschiedensten Formen und Stufen ausdrücken. Von einer kleinen, aber den anderen verletzenden Unterdrückung bis hin zum millionenfachen Völkermord ist die Spannweite geradezu riesig.

 

Was ist ein Krieg?

Wenn von einem Krieg die Rede ist, dann denke ich an zwei oder mehrere Staaten, die mit ihren regulären Armeen gegeneinander kämpfen. Früher waren es Armeen, die in die Schlacht zogen und sich dann auf einem Schlachtfeld gegenüberstanden, um in dieser Schlacht eine Entscheidung herbeizuführen.                                                                                                                            

Vielseitige, oft an den Haaren herbeigezogene Gründe können erst über eine Aggression immer weiter eskalieren und schließlich zu einem Krieg führen und ihn auslösen.

Und diese vielen Gründe bezeichnen unter anderem auch die verschiedenen Arten der Kriege.

Es gibt zum Beispiel den Angriffskrieg, wie im Ersten Weltkrieg den Stellungskrieg, den Bürgerkrieg, den Befreiungskrieg oder den asymmetrischen Krieg. Viele andere Formen und Namen für verschiedenste Kriege sind noch gebräuchlich und im Umlauf. Letztlich geht es aber leider sehr oft nur um die pure, die nackte Macht. Macht über mehr Land, Macht über mehr Menschen, Macht über mehr Bodenschätze, sowie Macht über noch mehr, noch größeren Reichtum.

Außerdem werden ein und derselbe Krieg von den verschiedenen Kontrahenten jeweils nach deren Sichtweise anders beurteilt und bezeichnet.

So sehen wir heute zum Beispiel den Krieg in der Ukraine nach unserer westlichen Ansicht ganz klar als Angriffskrieg, der nur darauf abzielt, dass die Russen sich die Ukraine wieder einverleiben, um sie wieder dauerhaft an Russland zu binden.

Die Russen sehen in ihrer und von ihnen lange sogenannten ''militärischen Spezialoperation'' eigentlich und irgendwie je nachdem, immer etwas anderes. Waren es zuerst, die in der Ukraine nach der Unabhängigkeit verbliebenen Russen, die alle angeblich von den Ukrainern so schrecklich behandelt wurden und die man befreien und beschützen musste, so war es ein anderes Mal die von Nazis geführte ukrainische Regierung, die entmachtet, gestürzt und bestraft werden musste. Auch die Aberkennung der Existenz des ukrainischen Staates wurde schon von den Russen aus der Trickkiste gezaubert.

Grenzenlos scheint die Fantasie der russischen Staatsführung um Wladimir Putin im Erfinden immer neuer, skurrilerer Gründe und Begründungen für den nun schon seit über drei Jahren andauernden Krieg zu sein. Nur die wahren, wirklichen Beweggründe und Ziele werden von dem Aggressor, dem Angreifer nicht offen und ehrlich genannt.

Und so gibt es leider auf der ganzen Welt viele bewaffnete Gewaltausbrüche, Konflikte, Bürgerkriege, Glaubenskriege, Freiheitskämpfe, gewalttätige Unruhen oder irgendwie anders genannte Kriege, die viel Zerstörung, Leid, Not, Armut, Elend und Tod verursachen und die immer die Schwachen und Wehrlosen am schwersten treffen.

 

Ist das ein Krieg?

Ein anderer bewaffneter Konflikt, der bei uns in der westlichen Welt Krieg genannt wird, ist nach meiner Ansicht kein wirklicher Krieg im herkömmlichen Sinne und das Benennen dieses Konfliktes als Krieg hilft und dient nur einer Konfliktpartei.

Es ist der maßlose Gewaltausbruch der israelischen Armee im Gazastreifen nach dem Angriff der Hamas auf Israel.

Die israelische Armee soll laut offiziellen Angaben nach dem schweren, unfassbaren und abscheulichen Angriff auf ihre Zivilbevölkerung die Hamas vollständig auslöschen und vernichten. Dabei ist den machthabenden israelischen Politikern und Politikerinnen jedes auch noch so brutale und abscheuliche Mittel recht, welches die Armee dazu anwenden muss.

Das palästinensische Volk hatte und hat hingegen weder einen von Israel anerkannten Staat und schon deswegen keinerlei reguläres Militär, mit dem es gegen einen Feind wie Israel kämpfen oder dessen Angriffe abwehren könnte. Völlig schutzlos ist die palästinensische Zivilbevölkerung jedem auch noch so kleinem Angriff ausgesetzt.

Weil aber nach eigenen Angaben die israelische Armee die Hamas Kämpfer in dem urbanen Raum des Gazastreifens nicht unmittelbar bekämpfen und sie nicht einzeln oder in Gruppen stellen und eliminieren kann, wählen sie einfach eine größere, gewaltigere und noch stärkere Waffe.

Der, der israelischen Armeeführung bis auf den letzten Quadratmillimeter hinlänglich bekannte und mit GPS vermessene Gazastreifen wird mit modernsten, auch von Deutschland gelieferten, Bomben und Artilleriegeschossen flächendeckend belegt und somit völlig zerstört. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass es massenhaft unschuldige Opfer in der palästinensischen Zivilbevölkerung gibt. Die cleveren, smarten Geschosse können ihre festgelegten Ziele wohl auf den Meter genau treffen und bei einigen kann man sogar bestimmen, in welchem Stockwerk des Hauses sie detonieren sollen, aber eine Unterscheidung nach Baby, Kleinkind, Frau, Mann, alten Menschen oder Hamas Kämpfern findet dabei in keinster Weise statt. So sind bis jetzt schon weit über 53.000 tote Palästinenser*innen zu beklagenden und es kommen leider täglich viele neue hinzu. Wie viele Opfer noch unter den Trümmerbergen liegen und erst später gefunden werden, weiß man jetzt noch nicht einmal. Erfahrungswerte und Schätzungen gehen von ca. 10.000 zusätzlichen Opfern aus. Circa 120.000 schwerverletzte, verstümmelte, amputierte und eine unbekannt große Zahl von seelisch gebrochenen palästinensischen Menschen werden ihr Leben lang durch ihre Wunden an diese Gewalt erinnert. Tausende von Kindern werden als Halb- oder Vollwaise aufwachsen müssen, weil ihre Eltern getötet worden sind. So bleibt also eine zutiefst traumatisierte palästinensisch Bevölkerung zurück.

Dass die anschließende, sogenannte Bodenoffensive der israelischen Armee auch keinerlei Unterschiede zwischen Hamas Kämpfern und Zivilisten macht, hat unter anderem die per Handyvideo aufgenommene, kaltblütige Tötung der fünfzehn Männer am 23.03.2025, die eindeutig als Medizinisches Personal zu erkennen waren, gezeigt. Laut den Aussagen einiger israelischer Soldatinnen und Soldaten und im Internet anzusehender Videos wird ihnen bei solchen Einsätzen von ihren Vorgesetzten ein bestimmtes Gebiet zugeteilt, in dem sie alles Leben vernichten und auslöschen sollen.

 

All das kann man nun wahrlich nicht als Krieg bezeichnen!

Es ist ein Morden, ein Abschlachten und ein wahlloses Vernichten des palästinensischen Volkes mit dem wahren, eigentlichen Ziel und Zweck den Gazastreifen völlig von allen Palästinensern und Palästinenserinnen zu säubern, um ihn dann dauerhaft zu besetzen und mit israelischen Einwohnern zu besiedeln. Um dieses mit allen Mitteln durchzusetzen, wird dazu jegliche Infrastruktur wie Straßen, Wasser- und Stromleitungen sowie alle wichtigen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Moscheen und Geschäfte vollkommen dem Erdboden gleich gemacht. Die Zivilbevölkerung wird seit mehr als zwei Monaten von Trinkwasser, Nahrung und jeglicher medizinischen Versorgung abgeschnitten. Nunmehr sind alle Lebensmittel aufgebraucht und die Menschen im Gazastreifen verhungern mittlerweile. Außerdem wurden alle für die Palästinenser*innen tätigen offiziellen und staatlichen Hilfsorganisationen sowie die NGOs weitestgehend in ihrer humanitären Arbeit eingeschränkt, sehr stark behindert und angegriffen, so dass sie nur unter Einsatz ihres Lebens weiterarbeiten können. Leider sind auch bei den Hilfsorganisationen schon weit mehr als 400 Tote zu beklagen. Auch sind mehr als 1000 Menschen aus verschiedenen medizinischen Berufen wie Ärzte, Ärztinnen, Pfleger*innen seit Beginn der Kampfhandlungen nach offiziellen Angaben getötet worden.

Am Montag, den 05.05.2025 hat nun, als vorläufige Krönung, das sogenannte israelische Sicherheitskabinett ganz offiziell beschlossen und bekannt gegeben, dass der Gazastreifen dauerhaft vom israelischen Militär besetzt wird und die “meisten“???  Palästinenser*innen umgesiedelt werden sollen. Erstens macht das kein Mensch freiwillig und zweitens dürfen sie dann niemals wieder in ihre Heimat zurück!

Weiter wurde beschlossen die humanitäre Hilfe ab Mitte Mai !! wieder aufzunehmen, ausgerechnet unter Federführung von Israel und der USA. Anstatt der benötigten 600 LKW-Ladungen sollen nur 60 LKW am Tag die so dringend benötigte Hilfe bringen. Das reicht bei weitem niemals aus und so geht das langsame und qualvolle Töten durch Nahrungsentzug weiter.

Wenn sie niemand stoppt, dann werden sie bis zum bitteren Ende weiter machen. Sie erhöhen den Druck auf das palästinensische Volk immer und immer mehr. Alle auch noch so perfiden Mittel sind ihnen heilig und recht und sollte dieser ganze Druck nicht ausreichen, um die Palästinenser*innen aus dem Gazastreifen, aus ihrem Land, wo auch immer hin, zu vertreiben, ja dann wird weiter geschossen, gebombt, getötet und gemordet, wie schon vor der israelischen Staatsgründung am 15.05.1948 von verschiedenen jüdischen Milizen wie Hagana, Palmach, Irgun oder Lechi und seitdem immer und immer wieder vom israelischen Militär. Wenn ihnen kein Einhalt geboten wird, geben sie erst Ruhe, wenn auch der letzte Palästinenser, die letzte Palästinenserin aus dem Gazastreifen vertrieben oder getötet worden ist, wenn das letzte Haus dem Erdboden gleich gemacht ist und dort alle Erinnerungen an das palästinensische Volk ausgelöscht sind, so dass sie endlich Besitz ergreifen können von dem Land, welches nach ihrer Meinung sowieso nur ihnen, dem angeblich auserwählten Volk, gehört.

Aber auch dann würden sie nicht aufhören, ihr Land weiterhin und wie schon so oft in der Vergangenheit auszudehnen und zu vergrößern. Auch dieses würde wieder mit brutalen Mitteln und Vertreibung durchgesetzt werden. Seit längerem wird auch schon die Westbank nach dem gleichen Prinzip aktiv von der israelischen Armee zerstört und ethnisch gesäubert. Gebietsansprüche an die angrenzenden Staaten Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten wurden immer wieder und werden auch in der Zukunft mit aller Regelmäßigkeit offen und unverhohlen von den verschiedenen israelischen Regierungen gestellt. Man muss ihnen nur zuhören, richtig zuhören, sie sagen das alles. Sie sprechen von auslöschen, von zerstören, von zerquetschen, der wahren, wirklichen Größe Israels und von ihrer Pflicht alles dafür zu tun. All das tun sie, die rechten israelischen, zionistischen Politiker*innen. Und es ist für uns, für Dich und für mich, im Netz live zu verfolgen und mit dem Segen und der vollen Rückendeckung des amerikanischen Präsidenten, der ihnen alles erlaubt und noch, genau wie Deutschland, die Waffen dazu liefert. Und sollten sie dann Frieden haben, ihren vermeintlichen Frieden, der ein Frieden auf den Gräbern unzähliger Palästinenser wäre, ja dann würden sie auch noch selbstgefällig für die Vertreibung, für die Qualen, für die Gräueltaten, die Morde und letztlich für einen Genozid am palästinensischen Volk für sich den Friedensnobelpreis fordern.

Und der Rest der Welt schaut nur zu.

All das kann und darf man nicht Krieg nennen. Es ist in Wirklichkeit ein vollkommen beabsichtigter, seit langem geplanter und exakt durchgeführter Völkermord, ein Genozid, ein neuer Holocaust, ausgeführt ausgerechnet von den Menschen, die selbst oder deren direkte Vorfahren solch ein grausames Leid einmal erlebt, durchlebt, durchlitten aber leider nicht verarbeitet haben.

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