Ein Ausschnitt eines komplexen Themas: Palästina und Israel
Von Ariane Mostafa
Es ist ein komplexes Thema: Palästina und Israel. Die westlichen Medien berichten darüber in einer komplett einseitigen Art und Weise, inhaltlich nicht selten falsch und mit oft geradezu perfiden und manipulativen rhetorischen Mitteln. Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird schnell deutlich, wie lange und wie extrem Tatsachen verdreht und verschwiegen werden, und dass fast die gesamte westliche Medienwelt von israelischer Propaganda durchwabert ist. Nur alleine dieser Ausdruck, israelische Propaganda, wird viele in Deutschland und in der westlichen Welt zusammenzucken lassen und über mich, die durch ihre ägyptisch-deutsche Herkunft dann auch noch einen arabischen Namen hat, verständnislos den Kopf schütteln. So gründlich waren und sind westliche Medien. So tief verankert ist nach wie vor Rassismus. Vieles muss endlich richtiggestellt werden. Von wenigen, ganz wunderbaren Ausnahmen abgesehen, wird die Wahrheit ganz einfach ignoriert. Hier ein Versuch, ein Ausschnitt:
Es ist wichtig, weit vorne anzufangen. 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Wegbereiter für den grausamen Teilungsplan Palästinas, ausgerechnet von der UNO erstellt, waren die Briten, die das Land bis dahin besetzten. Auslöser für den immensen Ansturm von Jüdinnen*Juden war der Holocaust, um es mal kurz zu sagen. Die jüdischen Auswanderer*innen und der Teilungsplan hatten nach dem Holocaust die volle Rückendeckung der westlichen Welt, der palästinensischen Bevölkerung hat man diesen Plan mit einer Manier von "Friss oder Stirb" vor die Füße geworfen. Sie haben diesen verständlicherweise abgelehnt. Da wird ihr Land mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit aufgeteilt, das seit tausenden von Jahren von ihnen bewohnt wird, mit dem sie verwurzelt sind, das ihnen gehört. (Die Begebenheiten davor würden den Rahmen dieses Beitrags sprengen, doch auch die Zeit vor 1948 beinhaltet grausame Ungerechtigkeiten der palästinensischen Bevölkerung gegenüber.)
Welches Land, welches Volk würde einem Teilungsplan des eigenen Landes einfach mal so zustimmen? Dazu kam dann noch, dass die Palästinenser*innen weniger als die Hälfte behalten sollten und dass die andere größere Hälfte, die nun Israel werden sollte, die Hälfte mit dem fruchtbareren Land war. Man kann sich das ja mal in Deutschland vorstellen. Vor 2000 Jahren hätte es in Deutschland vorübergehend ein Israel gegeben, (das es übrigens in Palästina vor 2000 Jahren deshalb gab, weil die Israelis dieses Land auch damals von den Vorfahren und Urvätern der Palästinenser*innen gewaltsam erobert hatten, dazu ein anderes Mal mehr). Dieses Israel wäre beispielsweise in Hessen gewesen und nach dem Holocaust sollte es deshalb dort wieder einen Staat Israel geben. Nun hätte man auf grausame Weise die Hessen vertrieben und an ihnen Massaker verübt. Es hätte eine ethnische Säuberung und alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegeben, die es damals in Palästina gab und bis heute gibt. Das wäre zweifelsohne grässlich, denn Gewaltakte treffen immer hauptsächlich unschuldige Menschen. Somit hätte es in Hessen bzw. Deutschland "wenigstens" dann das Land der Täter getroffen und nicht unschuldige Menschen, die mit den Gräueltaten der Deutschen nichts zu tun haben, müsste man jetzt sagen. Doch wer sagt das schon? Wenn dies in Hessen geschehen wäre, wäre jeder entsetzt, es würde bis heute einen riesigen Aufschrei geben. Es sind ja schließlich Hessen, es sind Deutsche, es sind Weiße. Und die Palästinenser*innen? Wo war und ist der riesige Aufschrei seit der Nakba, seit der Gründung Israels? Es müsste ja einen doppelten und dreifachen und vierfachen Aufschrei geben, da sie mit dem Holocaust nichts zu tun haben und weil dies so oder so ein grässlicher Gewaltakt und Terror ist. Wo war und ist der riesige Aufschrei angesichts dessen, was seitdem alles an Verbrechen gegen die Menschlichkeit, an Gräueltaten, an Folter, an sexualisierter Gewalt von den Israelis an der palästinensischen Bevölkerung begangen worden sind? Wo ist heutzutage der riesige Aufschrei angesichts des Genozids an der palästinensischen Bevölkerung, der seit 19 Monaten stattfindet und den jeder live mitverfolgen kann und bei dem seit Anfang März wieder Hunger als Waffe benutzt wird, nun in noch extremerer Form wie schon zuvor? Ich bin weiß Gott keine Verfechterin von Terror, trotzdem stellt sich die Frage, welches Land würde derartige Verbrechen und eine Besatzung tatenlos hinnehmen. Und das über einen Zeitraum von fast 80 Jahren.
Dieses ganze Thema ist sehr komplex. Es wird oft behauptet, es sei so kompliziert. Nein, das ist es nicht. Eigentlich ist alles klar nachvollziehbar. Doch durch allerhand Lügen, Mythen, Verschweigen der Realität und den langen Zeitraum von fast 80 Jahren, ist es mittlerweile sehr komplex. Zurück zu den Anfängen, zu der Staatsgründung Israels 1948: Es wurde innerhalb von sechs Monaten mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung Palästinas vertrieben und/oder ermordet, und dies war genau und detailliert in einem grausamen Plan, mit Codenamen Plan D, militärisch angeordnet. Trainiert und ausgebildet wurde hierfür heimlich unter anderem 1946 auch in Bayern. Es fand eine ethnische Säuberung statt, bei der es Massaker gab (auch damals gehörte die Tötung von Säuglingen und Kindern dazu), bei denen 15.000 Palästinenser*innen von den Israelis ermordet worden sind und mehr als 500 palästinensische Dörfer und Städte zerstört worden. Es gab Brunnenvergiftungen, Niederbrennen und Zerstörungen der Häuser, die anschließend vermint wurden, um eine Rückkehr auszuschließen sowie viele brutale Vergewaltigungen. Mehr als 800.000 Menschen sind vor den Gräueltaten der Israelis geflüchtet und wurden vertrieben. Wer hat das in Deutschland im Geschichtsunterricht gelernt? Wohl kaum jemand. So und/oder ähnlich ist es seitdem Schritt für Schritt in kleinerem oder größerem Umfang, bzw. heutzutage hemmungslos extrem großem Umfang, weitergegangen. Hier: https://www.instagram.com/reel/Czn7Pnntnr1/?utm_source=ig_web_copy_link&igsh=MzRlODBiNWFlZA== und hier: https://youtu.be/kZZS4-xwT-k?si=eCIWJcIfEJmjljJQ kommen die Mörder*innen zu Wort, die 1948 diese militärisch angeordneten Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Diese Verbrecher*innen und Mörder*innen wurden niemals für ihre Gräueltaten verurteilt, weder die, die diese militärisch angeordnet haben, noch die, die diese begangen haben, ganz im Gegenteil. Damals wie heute gehören Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie selbstverständlich in dem Apartheidstaat Israel dazu.
Über all diese schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit der palästinensischen Bevölkerung gegenüber legte man damals dann schnell den Mythos Israel, der bis heute für viele unantastbar ist. Es gab diese Lüge von: Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land. Ein zionistischer Slogan, wie gesagt eine Lüge. Man muss zwischen Zionismus und Judentum klar unterscheiden. Die Zionisten wollten in ihren Anfängen nur eine Heimstatt für verfolgte Jüdinnen*Juden und keinen eigenen Staat. Diese Bewegung radikalisierte sich mehr und mehr, verlangte dann auch nach einem eigenen Staat und wurde immer gewalttätiger. Erst durch den Holocaust bekam diese einen immens großen Zulauf, Zuspruch und Anerkennung. Es ist so gut wie sicher, dass sich diese Bewegung ohne den Holocaust von selbst erledigt hätte und es somit ohne den Holocaust seit 1948 einen Staat Israel in Palästina nicht gegeben hätte. Ohne die Mythen und die Lügen, die seine Anhänger verbreiten und glauben, ist Zionismus nichts weiter als ein gruseliger und grausamer Rassismus, der vor allem in seinen Anfängen von fast allen, aber auch bis heute von sehr vielen Juden abgelehnt wird.
Die Zionisten wollen ein Groß-Israel, wie uns beispielsweise Daniella Weiss "aufklärt", die seit langem eine führende Rolle in der ultranationalistischen, gewalttätigen und extremistischen Siedlerbewegung innehat und absurderweise von Israel für den Friedensnobelpreis nominiert worden ist. Dieses Groß-Israel, auch von ihnen Eretz Israel genannt (einer dieser von den Zionisten okupierten Begriffe), reicht weit in die benachbarten Länder hinein und eine vollständige Vertreibung und/oder Ermordung und Auslöschung der Palästinenser*innen und Bewohner*innen der Nachbarländer gehört für sie bzw. für die Zionisten ganz selbstverständlich dazu. Sie nennt das "normal". Der Holocaust an den Jüdinnen*Juden wird in Israel zum Erreichen dieses abartigen Zieles für eine Gehirnwäsche missbraucht, indem behauptet wird: es drohe ein neuer Holocaust, wenn die Palästinenser*innen nicht ausgelöscht werden. Es geht nicht um Selbstverteidigung, es geht nicht um Hamas, man wurde wochenlang vor dem Anschlag des 7.Oktobers vorgewarnt und man hat monatelang vorher die Sicherheitsvorkehrungen abgebaut. Das wirft berechtigterweise Fragen auf. Es geht um Groß-Israel und dafür ist jedes Mittel recht. JEDES!! Das alles erinnert unweigerlich an Putin und Konsorten und ihrem wahnwitzigen Traum von einem Groß-Russland. Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese Ähnlichkeit ausgeblendet wird. Anstelle dessen liefert die gesamte westliche Welt Israel Waffen. Allen voran die USA, gleich gefolgt von Deutschland. Der UN-Sonderberichterstatter für die Einhaltung der Menschenrechte im Kampf gegen Terrorismus Ben Saul sagte hierzu: "Deutschland und die USA liefern 99% der nach Israel exportierten Waffen. Sie könnten diesen Konflikt über Nacht beenden."
Die Palästinenser*innen sind Terroristen und die Israelis müssen sich doch verteidigen, ist die gängige Meinung. Es fragt sich nur, wer hier von Anfang an, bzw. seit 1948 grausame Terroristen und Mörder*innen waren und sind, und wer sich hier aus nachvollziehbaren Gründen gegen eine Besatzung, gegen einen Apartheidstaat, gegen Gräueltaten versucht zu verteidigen. Damit will ich keinen Terror rechtfertigen, auf keiner Seite und schon gar nicht den des 7.Oktobers, doch wo kommt der auf palästinensischer Seite nach fast 80 Jahren erduldeter Grausamkeiten denn her? Und wie gesagt, wer sind denn die eigentlichen, extremistischen Terroristen? Zumal man sich auch fragen muss: was ist Terror und was ist Widerstand.
Nochmal zu der Vorstellung, Hessen wäre nun Israel: Hätten die Hessen sich ihr Land wegnehmen lassen, fast 80 Jahre lang stillgehalten und sich nicht gewehrt? Hätte die gesamte westliche Welt den Israelis Waffen geliefert und einen Genozid an den Hessen nicht nur geduldet, sondern durch Waffenlieferungen auch unterstützt? Einfach so? Hätte niemand die Hessen beschützt und verteidigt? Wäre dann auch die Realität verdreht worden? Hätte man stillschweigend bei Folter und Mord von deutschen Kindern, von den deutschen Hessen zugesehen? Hätte man fast 80 Jahre lang gelogen, bis sich die Balken biegen und über alles den Mythos Israel gelegt? Und wenn man nun nur über diesen fiktiven Vergleich wahrnimmt, wie schwer diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie grausig die Gräueltaten der Israelis an der palästinensischen Bevölkerung sind, dann sollte man erkennen, dass die jahrzehntelange Lügerei eine Gehirnwäsche ohnegleichen vollbracht hat und Rassismus in der westlichen Welt nach wie vor tief verankert ist.
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